Aquamarin
Der Name kommt
vom lateinischen "aqua" = Wasser und "mare"
= Meer und bedeutet meerwasserfarbig. Der Aquamarin gehört
der Beryll-Gruppe an. Ein weiterer Beryll ist der Smaragd
Die Farbe des Aquamarin reicht von einem fast
farblosen Blaßblau bis zum kräftigen Dunkelblau
(Meeresblau). Es werden aber auch viele Aquamarine gefunden,
deren Farbe leicht grünlichblau, gelblichgrün und auch
dunkler grünlich, sogar smaragdgrün (Vanadium-Beryll) ist.
Manche der grünlichen und gelbgrünen Berylle nehmen beim
Erhitzen auf etwa 400 bis 450 Grad Celsius die begehrte
Farbe des Aquamarinblaues an, die beständig ist. Von der Möglichkeit
der Farbverbesserung wird umfangreich Gebrauch gemacht.
Vorkommen des Aquamarin
Der Aquamarin ist, wie alle Berylle, ein Pegmatitmineral.
Seine Vorkommen sind daher an Pegmatite oder an deren
Verwitterungsrückstände gebunden. Die bedeutendsten
Vorkommen des Aquamarins liegen in Brasilien, und hier
besonders in Minas Gerais. Weitere Vorkommen gibt es in
Madagaskar und liegen fast alle auf den Hochflächen im
Innern der Insel. Die Ausbeutungen sind ebenso wie die
Qualität starken Schwankungen unterworfen. Außerdem finden
wir Aquamarine in Rußland (Ural und Transbaikalien), USA
(Kalifornien, Nord-Karolina), Kolorado, Conneticut, Utah und
Maine) und Südwest-Afrika (Klein-Spitzkopje, Zimbabwe).
Weitere Vorkommen auf der Welt sind bedeutungslos.
Über den Aquamarin
Des Meeres und der Liebe Wellen bewegt ein Edelstein, der außer
der Farbe des Ozeans auch die lebenspendende Kraft des
Wassers eingefangen zu haben scheint. Der Aquamarin ist
deshalb das Juwel des beginnenden Frühlings, der
Monatsstein für den März. Der Sage nach stammt er aus dem
Schatzkästchen der Meerjungfrauen. So sollen seine Kräfte
erst richtig zur Wirkung kommen, wenn man den Stein in
Wasser legt und die Sonne hinscheint. Er verspricht alter Überlieferung
nach glückliche Heirat und macht seinen Träger froh und
reich.
Das lichte Blau dieses edlen Berylls gewinnt immer
neue Freunde, denn makellose Transparenz paaren sich hier
mit hohem Glanz, der auch unter künstlichem Licht nicht
nachläßt, und versinnbildlicht damit das Ideal der
Reinheit. Chemisch bilden Beryllium und Tonerde ein
Ringsilikat, in dessen atomarem Innenraum verschiedene
Elemente Platz haben. Zweiwertiges Eisen schuf den
Aquamarin, der in sechsseitigen Säulen von fast farblosem
Blaßblau bis zu kräftigem Meeresblau kristallisiert.
Schönheit hat beim Aquamarin Namen bekommen, und so
jubelt das Herz des Kenners, wenn von den tiefblauen "Santa-Maria-Steinen"
erzählt wird. Die nächsten Qualitätsstufen tragen
Bezeichnungen, wie Espirito Santo, Martha Rocha (nach der
brasilianischen Schönheitskönigin von 1954), Fortaleza und
Marambaia. Die Edelsteinminen Brasiliens finden sich in
dieser Liste wieder, wird doch hier hauptsächlich das
Material für den Weltmarkt geschürft. Dennoch kommt das
Pegmatitmineral ebenso in anderen Ländern vor. Genannt
seien die reichen Lagerstätten auf den inneren Hochflächen
Madagaskars, die teilweise stahlblaue Kristalle liefern, die
asiatischen Fundstellen im Ural, in Transbaikalien und
Pakistan, Südwestafrika und Rhodesien, die West- und
Oststaaten der USA und Mexiko.
In der Natur haben jedoch viele Aquamarine einen Grünstich,
der nicht gerade beliebt ist. So zeigte auch der größte
jemals gefundene klare Kristall, ein 110 Kilogramm schweres,
einen halben Meter langes und fast so dickes Exemplar, das
1910 in Marambaia geborgen wurde, zonare Farbverteilung mit
grünlicher Schale, gelbgrünem Mittelstück und blauem
Kern. Zwei Deutsche kauften damals das Superstück für
85.000,-- DM, ließen es nach Idar-Oberstein bringen und
dort verarbeiten. Die wichtigsten Erkenntnisse aber brachte
nicht das Schleifen - immerhin sollen 200.000 Karat prächtiger
Edelsteine daraus gewonnen worden sein -, sondern
Experimente mit Hitzebehandlung. Und siehe da, bei etwa 450
Grad erhielten auch die grünlichen Partien das begehrte
Aquamarinblau, und das hat Bestand. Seitdem wird das Brennen
weiträumig mit Erfolg angewandt. Da für die Farbveredlung
praktisch nur einschlußfreies Material verwendet wird, erfüllen
sich zugleich die Erwartungen der Schmuckliebhaberinnen:
Aquamarin muss klar und blau wie das Wasser des Meeres sein.
Dem Aquamarin schreibt man die Kraft zu,
scharfsichtig gegen lauernde Tücke zu machen. Andererseits
wird er angeblich schwarz, wenn sein Träger einen Meineid
schwört. Helle Aquamarine wurden im Mittelalter fein
geschliffen in die "Gucklöcher" der
Reliquienschreine und Monstranzen gesetzt, um den Inhalt
deutlicher hervortreten zu lassen. Diese Sitte, die mit der
Beobachtung der verschärften Bildwiedergabe einherging, führte
um 1300 zur Verwendung des Berylls als Augengläser. Aber
bereits aus dem Altertum ist dieser Vorzug überliefert, und
unser Wort Brille leitet sich vom Beryll ab. Glasklare
Berylle verschliff man auch als "Zauberspiegel",
der die Zukunft offenbaren sollte.
Wasser, in dem Aquamarin gelegen hat, galt als
Augenheilmittel, gegen Zahn-, Hals- und Leberschmerzen, Drüsenschwellungen
und Schwächezustände. Volmar schreibt auch: "Wer
davon trinkt, dessen Rede ist lobsam in allen Dingen. Ihn
flieht der Teufel." So wurde der hellblaue Edelstein
ebenso als Amulett gegen Streit und Feindesgefahr getragen.
Einen besondere Bedeutung kam ihm in Liebesdingen zu. Mag er
für die einen die Einigkeit der Ehe bewahrt haben, so
hielten ihn andere auch in der außerehelichen Liebe für
vorteilhaft.
Undurchsichtige Beryllkristalle können sogar
Gewichte von mehreren Tonnen erreichen. Sie liefern den
Rohstoff für das wertvolle metallische Beryllium, das unter
anderem in Atommeilern als Neutronenbremse eingesetzt wird.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Edelsteinen prunkt der
Aquamarin mit Größe. Fehlerfreie Kristalle von gleichmäßiger
Farbverteilung in Daumennagelgröße sind sozusagen der
Normalfund, und gelegentlich tauchen in Brasilien
sensationell große Exemplare auf. Einen 22 kg schweren
Kristall barg man im letzten Krieg. Um einen ähnlich großen
Fund mit einem Schätzwert von einer Million Dollar stritten
sich jahrzehntelang der Landeigentümer, der Finder und der
Prospektor des Gebietes, und er liegt vielleicht noch heute
unter Verschluss. Der wunderschöne Martha-Rocha-Stein wog
34 kg. Der größte jemals geschliffene Aquamarin aus dem
fast 26 kg schweren Dom-Pedro-Kristall, benannt nach zwei
brasilianischen Kaisern des 19. Jahrhunderts, war erst 1992
das Werk des für seine Extravaganzen und seinen Mut
bekannten Idar-Obersteiner Schleifers Bernd Munsteiner. Er
schuf im Auftrag des Besitzers einen 35 cm hohen
eingeschnittenen Obelisken. Das Millionenobjekt wartet nun
in einem Banktresor auf seinen Käufer. Größe bedeutet
jedoch nicht Masse. So ist der Aquamarin selten genug, um
seinen Preis als Edelstein zu haben, und der geht im
allgemeinen nach der Farbtiefe.
Helle Steine wurden früher oft mit Silberfolie
unterlegt gefasst. Bevorzugt wird der Treppenschliff, es sei
denn, man trifft auf einen der seltenen Sternsteine oder der
Katzenaugen, die den mugeligen Schliff brauchen. Die Härte
von 7,5 in der zehnteiligen Mohs'schen Skala schützt den
Aquamarin weitgehend vor Kratzern. Matt werden könnte seine
Politur höchstens bei Berührung mit der in
Textilreinigungsmitteln enthaltenen Flusssäure, und im
Ultraschallbad ist Vorsicht angesagt.
Lichtempfindlich ist der Aquamarin dagegen nicht, bis
auf eine Ausnahme: Bei einigen gutfarbigen Steinen aus der
Maxixe-Mine in Minas Gerais wurde mit der Zeit ein
Ausbleichen festgestellt. Diese Steine sind aber durch höhere
physikalische Werte gekennzeichnet.
Die Wirkung des Aquamarin
Aquamarin fördert Ausdauer und Durchhaltevermögen. Er
hilft sich diszipliniert durch Widerstände
hindurchzuarbeiten. In allen Tätigkeiten schenkt Aquamarin
Weitblick und Voraussicht, macht zielstrebig und fördert
das körperliche Wachstum. Er reguliert den Hormonhaushalt,
die Funktion des Immunsystems und lindert Allergien, vor
allem Heuschnupfen. Außerdem stärkt er die Sehkraft bei
Kurz- und Weitsichtigkeit.
Gemmologie
Chemische Zusammensetzung:
Al2 Be3 (Si6 O18) · Al2 O3 · 6Si O2 mit einem Gehalt bis
zu 5% und noch darüber an Elementen der Alkali-, der
Erdalkali- und der Schwermetallgruppen. Es sind bis zu 13
verschiedene Elemente gefunden worden, deren An- oder
Abwesenheit deutliche Schwankungen der physikalischen
Eigenschaften verursachen.
Mohs -Härte: 7,5 - Dichte: 2,68 bis 2,71; A. aus Madagaskar
bis 2,73 - Lichtbrechung: no = 1,575 bis 1,586; ne = 1,570
bis 1,580 - Doppelbrechung: ne-no = - 0,004 bis - 0,005
Pleochroismus: |